Warum Aktivierung bei Demenz so wichtig ist – mehr als nur ein Zeitvertreib
Aktivierung bei Demenz ist mehr als Beschäftigung. Viele denken zuerst an einfache Bücher, Ausfüllblätter oder Kreuzworträtsel – Hauptsache, die Zeit vergeht. Doch echte Aktivierung bedeutet: in Kontakt kommen, Teilhabe ermöglichen, Freude schenken und Fähigkeiten erhalten. Sie stärkt Beziehungen, weckt Erinnerungen und schafft Momente, die allen gut tun – Senior:innen, Angehörigen und Betreuungskräften.
Die Herausforderung: Ein Gespräch beginnen
Aus meiner Arbeit in der Nachbarschaftshilfe kenne ich die Situation gut: Man sitzt zusammen mit einer Seniorin oder einem Senior – oft mit Demenz – und spürt eine Hürde. Wie fangen wir an zu sprechen? Über welches Thema? Was weiß die Person noch, was ist vielleicht schon vergessen? Diese Unsicherheit betrifft beide Seiten: Betroffene fühlen sich womöglich überfordert, Begleitende werden unsicher.
Meine Erfahrung: Spiele öffnen Türen
Genau hier habe ich etwas sehr Schönes erlebt: Spiele sind Türöffner. Ein Bingo-Blatt, Zuordnungskarten mit Obst und Gemüse oder ein Domino liegen auf dem Tisch – und plötzlich ist da ein gemeinsamer Anker. Das Material lädt zum Mitmachen ein, ohne viel erklären zu müssen.
Manchmal bleiben wir schon an der ersten Karte hängen. Steht dort zum Beispiel etwas über den Garten, erzählen Senior:innen von früher: Gemüsebeete, Apfelbaum im Hof, der Geruch frisch gemähter Wiesen. Ein einfaches Bild oder eine kleine Aufgabe reicht, um Erinnerungen zu wecken – das Gespräch entwickelt eine Eigendynamik.
Gemeinsam statt alleine: Aktivierung ist Begegnung
Arbeitsblätter zum Ausfüllen haben ihren Platz. Wirklich wertvoll werden sie, wenn sie gemeinsam genutzt werden: Betreuungskraft oder Angehörige lesen vor, stellen Fragen, hören zu; Senior:innen erinnern sich, antworten, lachen; Mitspielende helfen einander. Aus „Aufgaben“ werden Dialoge, aus „Beschäftigung“ wird Miteinander.
Was Aktivierung bewirkt
- Erinnerungen werden geweckt – vertraute Themen (Garten, Küche, Tiere) holen Vergangenes zurück.
- Sprache kommt in Fluss – Worte finden wieder leichter ihren Weg.
- Konzentration und Aufmerksamkeit werden angeregt – in kleinen, machbaren Schritten.
- Gefühle werden berührt – Freude, Lachen, Staunen stärken die emotionale Verbindung.
- Gemeinschaft entsteht – in der Gruppe oder zu zweit.
Praxisbeispiel 1: Die Zahlenreise (Gruppe oder zu zweit)
Ein flexibles Beispiel ist das Zahlenreise-Brettspiel: 28 Zahlenfelder, dazu wechselbare Aufgabenlisten (Wissen, Humor, Sprache, Fantasie). Jede Zahl führt zu einer kleinen, gut verständlichen Aufgabe. In der Gruppe wechseln sich Teilnehmende ab; zu zweit spielt man in ruhigem Tempo. Es entsteht automatisch Gespräch, selbst wenn man nur ein paar Felder macht.
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Praxisbeispiel 2: Obst- & Gemüse-Zuordnungskarten (kostenlos)
Bekannte Begriffe und einfache Beschreibungen sind ideale Einstiegspunkte. Mit Obst- & Gemüse-Karten fällt das Erinnern und Zuordnen leicht, auch bei unterschiedlichen Fähigkeiten. Die Karten eignen sich für kurze Aktivierungsrunden, für Gruppen – und genauso für das gemeinsame Spielen mit Angehörigen.
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Praxisbeispiel 3: Motivationskarten (kostenlos)
Kurze, freundliche Sprüche wirken wie kleine Lichtblicke. Sie sind schnell vorgelesen, wecken Gesprächsimpulse („Was macht dir heute Freude?“) und stärken Selbstwert und Zuversicht. Ideal als Aufwärmer, als Abschluss oder für zwischendurch.
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Praxisbeispiel 4: Uhrzeiten-Arbeitsblätter (kostenlos)
„Wie spät ist es?“ – Uhrzeiten bieten viele einfache Anknüpfungen. Mit Domino, Memory und kleinen Zeichenübungen lassen sich Wahrnehmung, Sprache und Alltagsbezug spielerisch üben. Wichtig: Auch diese Blätter können (und sollten) gemeinsam gelöst werden, nicht als „Test“ – so bleibt es leicht und wertschätzend.
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Tipps für die Praxis: So wird Aktivierung leichter
- Einfach starten: Lieber mit einer Karte oder einer Aufgabe beginnen, als zu viel auf einmal zu planen.
- Tempo anpassen: Pausen sind okay. Manchmal bleibt man bei einem Thema hängen – das ist oft der beste Moment.
- Wahl anbieten: „Möchtest du Obst & Gemüse oder lieber Zahlen?“ – Mitbestimmung stärkt Teilhabe.
- Sinnesreize nutzen: Bilder, Begriffe, ggf. reale Gegenstände (Apfel, Gewürze) erleichtern den Einstieg.
- Gemeinsam lösen: Arbeitsblätter nicht „vorlegen“, sondern zusammen bearbeiten – das Gespräch ist wichtiger als das Ergebnis.
- Kurz & gut: 10–15 Minuten reichen oft. Lieber öfter kurz aktivieren als einmal zu lang.
Für Angehörige: Leicht ins Gespräch kommen
Besuche müssen kein Pflichtprogramm sein. Eine kleine Karte, ein Bingo-Feld oder eine Uhrzeiten-Aufgabe nimmt den Druck, „etwas Besonderes“ leisten zu müssen. Probiert gemeinsam aus, worauf heute Lust da ist – mal wird erzählt, mal gelacht, mal nur geschaut. Alles ist in Ordnung.
Für Betreuungskräfte: Gruppen & 1:1 flexibel planen
- In der Gruppe: Reihum Karten ziehen, laut vorlesen, kurze Antworten & Geschichten zulassen. Aufgaben flexibel überspringen.
- Im 1:1: Ruhiger Rahmen, Blickkontakt, einfache Fragen („Magst du Obst? Welches?“). Lieber offene Gespräche als starre Regeln.
- Dokumentation pragmatisch: Nicht jede gelöste Aufgabe zählt – vielmehr der Moment der Teilhabe, das Lächeln, das Gespräch.
Fazit: Aktivierung ist Beziehungspflege
Am Ende zählt nicht, wie viele Aufgaben gelöst wurden. Entscheidend ist das Erleben: ein Gespräch, das in Gang kommt; ein gemeinsames Lachen; ein Moment von Nähe und Wertschätzung. Das ist der Kern von Aktivierung bei Demenz – mehr als Beschäftigung, mehr als Zeitvertreib: echte Beziehungspflege.
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Wenn wir von Aktivierung in der Senioren- und Demenzbetreuung sprechen, denken viele zuerst an Beschäftigung. Ein Arbeitsblatt zum Ausfüllen …
Ein Praxisbeispiel: Die Zahlenreise
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Fazit: Aktivierung ist Beziehungspflege
Am Ende geht es nicht darum, wie viele Aufgaben gelöst oder wie viele Karten gespielt wurden. Entscheidend ist das Erleben …
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